Das einst als Amphitheatrum Flavium oder kurz Amphitheater bekannte Kolosseum stammt aus dem antiken Rom und ist sehr wahrscheinlich das berühmteste der Welt. Es konnte 45.000 Zuschauer fassen und wurde u.a. für Gladiatorenkämpfe genutzt.
Das Bauwerk hat eine ovale Form Umfang von 527 m, wobei die Achsen 188 m bzw. 156 m messen. Die Arena im Inneren misst 86 x 54 m und hat eine Fläche von 3.357 m². Die Höhe beträgt derzeit noch 48,5 m, in seiner Blütezeit erreichte sie jedoch 52 m.
Sein Bau wurde unter Kaiser Vespasian um ca. 72 n. Chr. begonnen, und es wurde 80 n. Chr. von seinem Sohn, Titus, eingeweiht. Domitian führte dann wesentliche Veränderungen, vor allem im unterirdischen Bereich durch. Der Bau des Kolosseums wurde vermutlich mit der bei der Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. gemachten Beute finanziert.
Die Erbauung erfolgte auf dem Areal des enormen Palasts Kaiser Neros, dem Domus Aurea, und wurde nach dem großen Brand Roms im Jahr 64 ausgeführt. Das Ganze hatte den Zweck, die vorher im Besitz von Bürgern der Stadt befindlichen, danach jedoch von Nero enteigneten Flächen wieder der öffentlichen Nutzung zuzuführen. An der Stelle, wo sich heute das Bauwerk erhebt, befand sich zuvor ein See (der vom Dichter Martial erwähnte ‚Stagnum‘).
Zur gleichen Zeit wie das Amphitheater wurden weitere Wirtschaftsgebäude für die Spiele errichtet: die Ludi (Kasernen und Trainingsplätze für die Gladiatoren, von denen uns Magnus, Gallicus, Matutinus und Dacicus bekannt sind), die Kaserne für die ausgelagerten Mannschaften der Flotte von Misenum, die für das Velarium-Manöver (Castra Misenatium) vorgesehen waren, das Summum Choragium und die Armamentaria (Depots für Waffen und Ausrüstungen), das Sanatorium (Ort zur Pflege von im Kampf verletzten Kämpfern) und das Spoliarum, d. h. der Umkleidebereich.
In der Nähe stand eine Kolossalstatue von Nero, von der sich, der Legende nach, auch der Name ‚Kolosseum‘ ableiten soll. Nach der Ermordung dieses Kaisers wurde die Statue ummodelliert, so dass sie nun den Sonnengott Sol darstellte, wobei noch ein entsprechender Strahlenkranz hinzugefügt wurde. Der Koloss wurde schließlich unter Hadrian von seinem ursprünglichen Standort verlegt, um Platz für den Tempel der Venus und Roma zu schaffen. Der Platz des Fundaments der Kolossalstatue ist nach ihrer Verlegung derzeit durch einen modernen Sockel aus Tuffstein gekennzeichnet.
Die Außenfassade ist in vier Ränge unterteilt: Die drei unteren weisen jeweils 80 durch Säulen getrennte Arkaden auf, an die sich Halbsäulen auf Sockeln anschließen, während der vierte Rang aus einer Vollwand besteht, die durch Lisenen entsprechend der Arkadensäulen kaschiert wird. In den Wandabschnitte zwischen den Lisenen öffnen sich 40 kleine quadratische Fenster, eines in jedem zweiten Rechteck, und direkt oberhalb der Fensterebene sind drei für jedes Rechteck vorstehende Kragen gesetzt, in denen die Holzpfähle eingefügt waren, die zum Öffnen und Schließen des Velariums verwendet wurden, dem Sonnensegel für die Zuschauer, das von einer Abteilung Seeleute aus der Flotte von Miseno bedient wurde.
Die Halbsäulen und Lisenen der vier Ränge verfügen, von unten beginnend über toskanische, ionische, korinthische und korinthische mit Kränzen aus Akanthusblättern. Die ersten drei Ränge wiederholen dieselbe Abfolge, die man auch auf der Außenfassade des Marcellustheaters sehen kann.
Das Kolosseum war von einem Schutzbereich umgeben, der mit Travertin gepflastert und durch Grenzsteine abgegrenzt war (von denen noch einige auf der nach Celio liegenden Seite vorhanden sind).
Im Inneren war die Cavea (der Zuschauerraum) mit den Stufen zu den Zuschauerbereichen in fünf horizontale Sektoren (maeniana) unterteilt, die unterschiedlichen Publikumsgruppen vorbehalten waren: der für die Senatoren und ihre Familien reservierte untere Bereich hatte breite und flache Abstufungen, auf denen Holzsitze (subsellia) standen; es folgten das Maenianum primum mit acht Marmorstufen, das maenianum secundum, das in das imum (unten) und summum (oben), wiederum mit Marmorstufen, unterteilt war, und schließlich das maenium summum mit etwa elf hölzerner Stufen im Inneren des Porticos, der den Zuschauerraum überkrönte (porticus in summa cavea): Die architektonischen Reste dieses letzteren Bereichs gehören zu den Ausbaumaßnahmen der Epoche des Flavius Valerius Severus bzw. des Gordian II (Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus Africanus).
Die verschiedenen Bereiche waren durch hohe Podien (precincti) von einander getrennt, in denen sich Ein- und Ausgänge (vomitorie) öffnen, die durch Marmorgeländer geschützt waren (und auf Restaurierungsmaßnahmen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zurückgehen). Auf den Stufen sind vielfach Angaben zu den Plätzen eingemeißelt, auf der Balustrade des Podiums waren die Namen der Senatoren vermerkt, für die die darunter liegenden Plätze reserviert waren.
Die Zuschauer erreichten ihre Plätze, die sie durch die für sie reservierten Arkaden betreten konnten. Jede der 74 Arkaden für das Publikum war durch eine Zahl gekennzeichnet, die auf dem Schlussstein eingemeißelt war, so dass die Zuschauer schnell ihre eigenen Plätze erreichen konnten.
Die zwei, den kürzeren Achsen entsprechenden Arkaden, außen mit einem Vorbau versehen, waren hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten, die in den heute verschwundenen Logen bewirtet wurden. Jede führte in einen weiten, aus drei durch Pfeiler verstrebte Keilsegmenten bestehenden Bereich. Der Gang hatte mit Marmor verkleidete Wände und zeigte eine Stuckdekoration im Gewölbe, die noch die ursprüngliche Verzierung aus der Zeit des Flavius darstellt. Die südliche Loge, die den Kaiser beherbergte, verfügte außerdem über einen direkteren Zugang über den Criptoportico, d. h. einen Geheimtunnel, der direkt nach draußen führte.
Zwölf Arkaden waren für die Senatoren reserviert und führten über Korridore bis zum innersten Ring: Von dort aus erreichte man über eine kurze Treppe den unteren Bereich des Zuschauerraums. Auch diese Durchgänge waren mit Marmor verkleidet.
Die anderen Arkaden boten Zugang zu zahlreichen Treppen mit einem oder zwei Aufgängen, die zu den oberen Bereichen führten. Die Wände waren verputzt, ebenso die Gewölbe.
Die Bodenfläche der Arena bestand teilweise aus Mauersteinen, teilweise aus Holz, und war mit Sand abgedeckt, der ständig gereinigt wurde, um das Blut der Opfer aufnehmen zu können.
Unterhalb der Arena befanden sich Wirtschaftsbereiche entlang eines weiten Mittelgangs auf der Hauptachse sowie in zwölf bogenförmigen Korridoren, die auf beiden Seiten symmetrisch angeordnet waren. Hier fanden sich auch die Aufzüge, mit denen die für die Spiele benötigten Maschinen oder Tiere in die Arena hochgefahren werden konnten und die, insgesamt waren es 80, sich auf vier der Korridore verteilten: Die gegenwärtig konservierten stammen von Umbaumaßnahmen aus dem 3. bzw. 4. Jahrhundert n. Chr.
Die Wirtschaftsbereiche hatten ihre eigenen Eingänge:
Unterirdische Tunnel an den Enden der Hauptachse gewährten Zugang zum Mittelgang unter der Arena und wurden als Transportwege für die Tiere und Maschinen genutzt.
Die zwei Arkaden auf der Hauptachse führten direkt in die Arena und waren als Eingang für die Protagonisten der Spiele, Gladiatoren und Tiere vorgesehen, die für die Aufzüge zu schwer waren.
Die Arena war für das Dienstpersonal auch über offene Durchgänge im Wirtschaftstunnel zugänglich, der rundum unter dem Podium des unteren Bereichs des Zuschauerraums verlief. Zum Tunnel gelangte man vom inneren Ring aus, dem selben, den die Senatoren benutzten, um zu ihren Plätzen zu gelangen.
Das Gebäude steht auf einer Bodenplatte aus Travertin, die im Verhältnis zur Umgebung etwas höher liegt. Die Fundamente bestehen aus einer mächtigen, 13 Meter dicken Zementschicht (opus caementicium), die außen von einer Ziegelmauer ausgefüttert war.
Die tragende Konstruktion besteht aus Säulen aus Travertinblöcken, die mittels Zapfen zusammengefügt sind: nach der Aufgabe des Gebäudes suchte man diese Metallteile, um sie einzuschmelzen und wieder zu verwenden, wobei man die Blöcke nach eben diesen Verbindungsstücken durchsuchte: Die zahllosen Bohrlöcher, die auf der Außenfassade gut sichtbar sind, gehen ebenfalls auf diese Unternehmungen zurück. Die Pfeiler waren im unteren Rang durch gemauerte Trennwände aus Tuffstein und im oberen Rang aus Ziegelsteinen mit einander verbunden.
Ein komplexes System zur Wasserzuleitung und -ableitung erlaubte die Instandhaltung des Gebäudes und speiste die Brunnen im Zuschauerraum.
Im Kolosseum wurden Spiele des Amphitheaters folgender Art aufgeführt: Kämpfe zwischen Tieren (venationes), die Tötung von Verurteilten durch wilde Tiere oder andere Arten von Exekutionen (noxii) und schließlich Kämpfe zwischen Gladiatoren (munera). Seeschlachten (naumachie) konnten jedoch nicht veranstaltet werden, da der Unterboden unterhalb der Arena die Möglichkeit ausschloss, sie zu fluten.
Für die Einweihung des Bauwerks gab Kaiser Titus Spiele, die drei Monate dauerten und während derer etwa 2.000 Gladiatoren und 9.000 Tiere ihr Leben ließen. Zur Feier des Sieges von Trajan über die Daker standen sich 10.000 Gladiatoren im Kampf gegenüber.
Die letzten Gladiatorenkämpfe fanden nachweislich 437 statt, wonach das Amphitheater bis 523 unter Theoderich jedoch weiter für die venationes (Tötung von Tieren) genutzt wurde.
Eine erste Restaurierung erfolgte unter Antoninus Pius. Bei einem Brand 217 n. Chr. stürzten die oberen Gefüge ein, und nach den Restaurierungsarbeiten von Heliogabalus und Severus Alexander wurde das noch nicht vollständig wiederhergestellte Bauwerk im Jahr 222 wieder eröffnet. Die Restaurierungsmaßnahmen wurden dann unter Kaiser Gordian III. abgeschlossen. Weitere, durch Brände verursachte Schäden kamen in den Jahren 250 bzw. 252 und 320 n. Chr. hinzu.
Nach dem ‚Sacco di Roma‘, also der Eroberung Roms 410 n. Chr. durch Alarich I, wurde an dem die Arena umgebenden Podium, vermutlich im Anschluss an die Restaurierung eine Inschrift zu Ehren von Kaiser Flavius Honorius eingemeißelt. Die Inschrift wurde in der Folge ausgelöscht und wieder neu geschrieben, um an die großen Restaurierungsarbeiten nach einem Erdbeben im Jahre 442 n. Chr. zu erinnern, die von Stadtpräfekten Flavius Sinesius Gennadius Paolus und Rufius Cecina Felicius Lampadio ausgeführt worden waren. Weitere Restaurierungen erfolgten 470 (durch den Konsul Messius Phoebus Severus). Die Arbeiten dauerten auch nach dem Fall des Reiches an: Nach einem Erdbeben 484 bzw. 508 ließ der Stadtpräfekt Flavius Caecina Decius Basilius Restaurierungsarbeiten auf eigene Kosten vornehmen.
Nach der Aufgabe wurde es im 6. Jahrhundert zu einer Begräbnisstätte und kurz darauf zu Wohnzwecken genutzt. Im 8. Jahrhundert wurde ein Teil von der Familie Frangipane als Festungspalast genutzt, der anschließend abgerissen wurde, wobei sie jedoch weiterhin für Behausungen genutzt wurde. Die Travertinblöcke wurde im 15. und 16. Jahrhundert systematisch abtransportiert und fanden für Neubauten Verwendung; herunter gefallende Blöcke wurde noch 1634 für den Bau des Barberinipalastes und 1703 für den Hafen von Ripetta verwendet. Eine berühmte Beschreibung dieser „Plünderung“ findet sich in dem Sprichwort ‚Quod non fecerunt Barbari, fecerunt Barberini‘ (also: ‚Was die Barbaren nicht geschafft haben, schafften die Barberini‘).
Beim Jubiläum von 1675 erhielt es den Charakter eines Heiligtums in Gedenken an die vielen christlichen Märtyrer, die hier zur Folter verurteilt starben; und 1744 ließ Papst Benedikt XIV. die 15 Kapellen des Kreuzweges errichten.
Nach dem strukturellen Zerfall wurden erste Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt: 1807 wurden unter der Leitung von Raffaele Stern am Fuße der Fassade Strebepfeiler zur Abstützung der verbliebenen Schlusssteine errichtet; dieselben Maßnahmen führte dann 1827 auch Luigi Maria Valadier aus, der einen Teil der bereits eingestürzten Struktur in dem neuen Werk verbaute. Andere Restaurierungen im Inneren fanden zwischen 1831 und 1846 statt. Gleichzeitig begann Carlo Fea 1811 und 1812, das Monument mit konkreten Ausgrabungen von den Erdmassen zu befreien, eine Arbeit, die in der Folge von Pietro Rosa (1874-1875) fortgeführt wurde. 1938 und 1939 wurden die, teilweise durch Rekonstruktionsmaßnahmen veränderten, Baulichkeiten unter der Arena vollständig ausgegraben.